„Wir wollen raus aus der Passivität“

Niederrhein im Blick,

Niederrhein. Leere Hotelzimmer, verwaiste Veranstaltungshallen, leere Restaurants und Kneipen – die Corona-Krise trifft Deutschlands Gastronomen mit aller Härte. „Ohne schnelle und effektive Hilfe befürchten wir eine Welle von Insolvenzen, die Zehntausende Arbeitsplätze vernichtet“, sagt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA).
Das Hauptproblem: Trotz ausbleibender Umsätze laufen die Kosten weiter. Die DEHOGA fordert sofortige Hilfsmaßnahmen. Zunächst waren von den Corona-Folgen vor allem Betriebe in Messestädten betroffen. „Inzwischen leidet die gesamte Branche in der gesamten Republik – ob Hotels, Restaurants, Caterer, Kneipen, Bars, Diskotheken und Clubs, ob Betriebs-, Stadion- und Verkehrsgastronomie, ob in der Stadt auf dem Land“, berichtet Zöllick. „Die Umsatzeinbußen erreichen ein nie gekanntes Ausmaß. Es hagelt Absagen von internationalen Gästen, Firmenveranstaltungen und Geschäftsreisen. Auch die private Nachfrage geht massiv zurück.“ Die Absage der Bundes- wie der Landesregierungen, auch das Gastgewerbe in die Lockerungsmaßnahme, die seit Montag für den Einzelhandel gelten, einzubeziehen, hat die Branche hart getroffen. „Die Enttäuschung ist riesengroß, weil wir dringend einen Termin gebraucht hätten. Einen Termin, auf den wir hinarbeiten und -leben können. Neben der wirtschaftlichen verschlechtert sich damit auch die emotionale Situation in den Betrieben von Tag zu Tag. Wir wollen raus aus der Passivität in die Aktivität, wir wollen wieder für unsere Gäste da sein“, stellt Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, fest. Der DEHOGA weist aber auch darauf hin, dass eine Lockerung keinesfalls wirtschaftliche Normalität bedeutet hätte: „Lockerungen in der Gastronomie werden, wenn sie kommen, auf absehbare Zeit erhöhte Hygiene-Maßnahmen und Mindestabstände bedeuten. Wenn zwischen den Gästen aber zwei Meter Platz sein müssen, Tische nur mit zwei Personen besetzt werden dürfen, kann das in der Praxis bis zu einer Halbierung der Plätze führen. Zusammen mit verändertem Gästeverhalten wäre auch eine Lockerung für viele Betriebe ein wirtschaftliches Wagnis, weil die Umsätze deutlich unter den „normalen“ bleiben würden. Und das auf lange Sicht“, so Niemeier. Eine Maßnahme, die sofort helfen würde, wäre die Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe. „Wer unsere Gastronomen und Hoteliers nicht mit einem riesigen Schuldenberg irgendwann in die Normalität „entlassen“ und wer die Vielfalt, die Buntheit und Struktur unserer Branche mit ihren Zehntausenden von Restaurants, Cafés, Kneipen, Clubs, Hotels und Pensionen erhalten möchte, der muss uns mit einem eigenen Rettungspaket wieder auf die Beine helfen. Dazu gehört auch der reduzierte Mehrwertsteuersatz, wie er jetzt im Liefer- und Abholgeschäft schon gilt“, so Bernd Niemeier. Was bleibt, ist die Hoffnung auf den 4. Mai und mögliche Lockerungen, von den auch die Gastronomie profitieren würde. Derzeit sind die Liefer- und Abholservices das Einzige, was die Gastronomie weiterhin anbieten kann. Die DEHOGA hat dafür die kostenlose Online-Aktion Dein-Lokal-nebenan gestartet, wo sich Gastronomen ihren Gästen unter www.dein-lokal-nebenan.de mit ihren Angeboten präsentieren können. „Mitmachen können alle Gastronomen in Nordrhein-Westfalen, die einen Liefer- oder Abholservice bereithalten“, beschreibt Niemeier. „Landesweit und lokal, ist das Motto dieser Aktion. Auch wenn diese Angebote weit davon entfernt sind, Umsatzausfälle nachhaltig ausgleichen zu können, helfen sie, die Not ein bisschen zu lindern und aktiv zu werden." 

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