Über 800 Objekte aus Tante Emmas Warenwelt

Niederrhein im Blick,

Niederrhein. Das gute alte HB-Männchen, der Sarotti Mohr mit seinem hochgebogenen Pantoffeln oder die weiße Persil-Dame - wenn das Gespräch auf die Werbung der 50er und 60er Jahre kommt, hat man manchmal den Eindruck, es würde über gemeinsame alte Freunde geredet. Ein Wiedersehen mit diesen Weggefährten wird es jetzt bei einer Sonderausstellung des Niederrheinischen Freilichtmuseums Dorenburg geben. „Tante Emmas Warenwelt - historische Werbung und Verpackung im Spiegel der Zeitgeschichte" heißt diese Ausstellung, die ab nächsten Sonntag, 6. April, über 800 Objekte aus einer Zeit zeigt, in der Werbung noch Reklame hieß.


Bis zum Aufkommen der ersten Supermärkte war es üblich, die täglichen Einkäufe im Tante-Emma-Laden zu erledigen. Die Verkäufer dort stellten die Waren für den jeweiligen Kunden persönlich zusammen, wogen ab und rechneten alles von Hand auf einem Block zusammen. In „Tante Emmas Warenwelt" lässt eine Fülle an Dosen, Kistchen und Werbeschildern die Besucher in diese vergangene Warenwelt eintauchen. Die Ausstellung geht auch dem frühen Konsumverhalten auf den Grund. „Die Spur führt bis in die Zeit der Industrialisierung und der industriellen Nahrungsmittelproduktion", sagt Museumsleiterin Anke Wielebski.

Beide Entwicklungen setzten in Deutschland ab ca. 1850 ein. "Die Entwicklung der technisierten Nahrungsmittelproduktion ist eng mit der Verpackungsindustrie und der Warenwerbung verbunden", so Anke Wielebski. Bis weit in das 19. Jahrhundert gab es nicht die Werbung, wie man sie heute kennt. Gewerbezeichen am Haus oder der Werkstatt, Handzettel oder lautes Ausrufen an den Marktständen war die einzige Vermarktung der eigenen Waren. Entscheidend war die Mund-Propaganda. Im frühen 19. Jahrhundert finden sich die ersten Werbeanzeigen in den Zeitungen. Durch neue Drucktechniken wurde die Werbung bunter. „Anstelle einfacher Symbole traten im Laufe der Zeit Anzeigen mit symbolträchtigen Bilder und animierenden Werbetexten auf." Im Zuge der Elektrifizierung entstanden in den Städten die typischen Leuchtschriften.

Ein Kind dieser Zeit ist auch der Markenartikel. Er zielte darauf ab, Vertrauen beim Kunden zu schaffen. Der optische Wiedererkennungswert versprach gleichbleibende Qualität. Die Ver- packung wurde nach und nach zur Marke. „Einige Marken stammen auch vom Niederrhein: ob der Magenbitter von Underberg, das Waschpulver Persil von Henkel oder der Teekanne-Tee", sagt Anke Wielebksi.

Die zu sehenden Objekte stammen zum Großteil aus der Privatsammlung von Petra und Harald Pauw aus Nettetal. Begonnen hat die Sammelleidenschaft des Ehepaares 1982 während eines beruflichen Aufenthaltes von Harald Pauw in England. Den Grundstock legten Stücke der Brauerei Guinness. Zurück in Deutschland, wurde das Gebiet erweitert um hiesige Markenartikel aus der Zeit von 1888 bis ca. 1970. Darunter befinden sich bekannte Marken wie Bahlsen, Eduscho oder Nivea. Dank der Pauw'schen Sammlung können sich die Besucher des Niederrheinischen Freilichtmuseums nun ein Bild davon machen, wie die Konsumwelt im Zeitalter von Tante Emma ausgesehen hat.

Die Ausstellung wird bis zum 17. August laufen und kann täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden; Ostermontag und Pfingstmontag ist geöffnet, am Karfreitag geschlossen. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, erm. 3,50 Euro. 

Weitere Infos unter www.niederrheinisches-freilichtmuseum.de

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