Protestsong aus Kempen: “Nee, wat war dat früher doch schön!”

Niederrhein im Blick,

Dass er einmal als Galionsfigur von Demonstranten durch Düsseldorf getragen würde, hat sich Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt sicher nicht träumen lassen. NRW - das hat seit dem 1. Mai in Düsseldorf und in ganz Nordrhein-Westfalen eine neue Bedeutung bekommen: unter dem Titel "Nichtrauchen - Rauchen - Wahlfreiheit" formiert überall im Land der Widerstand gegen das "Raucherverfolgungsgesetz", wie es der Neusser Bürgermeister Heribert Napp bezeichnet.

Um das Thema Rauchen ging es den rund 4000 Demonstranten neulich in Düsseldorf nur am Rande, auch wenn sich etliche mit Helmut-Schmidt-Masken ausgestattet hatten. Kernthema ist die staatliche Bevormundung - und dieses Thema eint Raucher und Nichtraucher durch alle Gesellschaftsschichten. Derzeit sucht das Aktionsbündnis NRW, das am 7. Juli zur nächsten Demo in Münster aufgerufen hat, 3000 Unterzeichner für die Anmeldung eines Volksbegehrens. Den eigentlichen Antrag sollen die Initiatoren stellen, sobald sie neben den Unterschriften auch ausreichend finanzielle, politische und organisatorische Unterstützung erhalten, um dann landesweit über eine Million Unterschriften zu sammeln. Ziel ist es, das totale Rauchverbot in den Gaststätten, in Vereinsheimen und Festzelten auf dem Wege des Volksbegehrens wieder rückgängig zu machen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband NRW hat 700 Wirte befragt, ob und wie sich das Rauchverbot ausgewirkt hat. Ergebnis: 71,4 Prozent der teilnehmenden Wirte von Kneipen und Bars vermeldeten starke Einbußen von mehr als zehn Prozent, unter den Discothekenbetreibern waren es 61,5 Prozent. Teilweise fielen Umsätze um 50 Prozent und mehr, vermeldet die DEHOGA. Rund die Hälfte der Befragten hatte wegen des Rauchverbots „Stress" mit Gästen (27,5 Prozent), mit Anwohnern (10,9 Prozent) und dem Ordnungsamt (1,5 Prozent).

Der Verband befürchtet, dass die Auseinandersetzungen mit Anwohnern und dem Ordnungsamt bei besserem Wetter zunehmen werden. Verärgert sind die Gastronomen vor allen Dingen darüber, dass sie hinter der Tür das Rauchverbot und vor der Tür Lärmschutzregelungen gegenüber ihren Gästen durchsetzen müssen. In Kleve griffen die Kneipiers zur Selbsthilfe und erteilten der rot-grünen Landeschefin Hannelore Kraft, unter deren Führung der Landtag das totale Rauchverbot installiert hat, ein symbolisches Hausverbot in ihren Gaststätten. Auf seiner Homepage ermuntert der Verband seine Mitglieder, sich dieser Aktion anzuschließen www.dehoga-nordrhein.de/nachrichten/lesen/obj/2013/06/12/rauchverbot-weitere-neuigkeiten.

Daneben gibt es auch sanfte Formen des Protests, wie sie jetzt auf Youtube zu sehen resp. zu hören sind. Hier hat das Duo "Hut ab" sein (Raucher-)Leid in Liedform gebracht und schwärmen im Lied "Von unserer Kneipe" von guten, alten Zeiten. Refrain: "Nee, wat war dat früher doch schön!" www.youtube.com/watch?v=ETtnrIMSDbI. Aufgezeichnet wurde das Video übrigens in der Kempener Gaststätte Treppchen, wo laut Inhaber Armin Horst, die Umsätze ebenfalls extrem rückläufig sind …

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