Lebende Krippe - ist das Stress fürs Kamel?

Niederrhein im Blick,

Kamel Ivan und seine Krippengefährten sind seit 2013 beim Weihnachtsmarkt dabei.

Kempen. "Wären Sie Ihr Leben lang in ein Gefängnis eingesperrt, dessen eine Wand aus Glas besteht und an der Massen von Schaulustigen vorbei flanieren, wären Sie das auch gewöhnt! Aber ich bezweifle doch schwer, dass Sie es deshalb angenehm finden würden." Die vehemente Fürsprache kommt aus Düsseldorf und sie gilt einem Kamel.
Ivan, Hauptdarsteller der "Lebenden Krippe" auf dem Buttermarkt und als solcher seit 2013 Publikumsmagnet des Kempener Weihnachtsmarktes, machte jüngst auf ein Ehepaar aus Düsseldorf „einen stark gestressten Eindruck". Ein erbitterter Briefwechsel war die Folge.
Es sei "nicht mehr zeitgemäß , Tiere - welche empfindungsfähige und wie die Verhaltensforschung in zunehmendem Maße herausfindet, auch intelligenzbegabte Lebewesen sind - als lebendige Objekte der schie- ren Befriedigung menschlicher Schau- und Sensationslust auszustellen", schrieb die Dame aus Düsseldorf und beklagte sich per E-Mail beim Bürgermeister und beim Presseamt, dass sie angesichts der „Lebenden Krippe" einen „Schock" erlitten habe, der ihr den Besuch in Kempen „von Grund auf verhagelt" habe.
Zudem sei Ivan in einem schlechten Allgemeinzustand, und er und seine Krippengefährten - ein Esel und zwei Schafe - seien "in einem viel zu kleinen Verschlag" und ohne Aufsichtsperson "komplett sich selbst überlassen". Diesen Vorwurf wollte die Stadt nicht auf sich sitzen lassen und schickte eine Antwortmail nach Düsseldorf: Die Lebende Krippe sei beim Kreisveterinäramt angemeldet und genehmigt worden. Tierhaltung, Größe des Geheges sowie die Verpflegung der Tiere seien als ausreichend genehmigt.
Darüber hinaus befänden sich die Betreuer in den unmittelbar angrenzenden Ständen und ein Tierpfleger im Bereich des Stalls. "Dieser Tierpfleger hat zudem eine Lizenz für Tiere, die zur Schau gestellt werden. Die Tiere sind reine Schautiere und sind die tägliche Zur-Schau-Stellung gewohnt".
Für das streitbare Ehepaar ist das kein Trost: "Dass die betroffenen Tiere diese Prozedur gewöhnt sind, macht für die Tiere, deren komplettes Leben verschwendet und eine Qual ist, nichts besser", so die Antwort aus Düsseldorf. Dazu heißt es von Seiten des Kempener Werberings: "Demnach dürfte es keinen einzigen Zoo mehr geben, geschweige denn einen Circus".
Ivan und Co stammen aus dem „Freizeitpark Bü̈gler". Von März bis Oktober ist der ehemalige Circus, der zum „rollenden Freizeitpark" umgebaut wurde, in Köln stationiert und bietet dort neben diversen Hüpfburgen etc. einen Streichelzoo mit Pony- und Kamelreiten. Der sehr enge Kontakt mit Kindern und Erwachsenen ist den Tieren also geläufig. Für den „Markt der Sterne" kommt Bügler an den vier Adventswochenenden mit einem Anhänger an den Niederrhein gefahren.
Am bevorstehenden 4. Advent können sich die Besucher des Kempener Weihnachtsmarkt für 2016 letztmalig selbst ein Bild davon machen, ob die Besatzung der Lebenden Krippe gestresst wirkt oder nicht. Danach herrscht Weihnachts- ruhe, für Ochs und Esel und fürs Kamel.

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