Kempens erste Stolpersteine erinnern an den Nazi-Terror

Niederrhein im Blick,

Stolpersteine wie dieser erinnern deutschlandweit an die Opfer des NS-Regimes.

Kempen. Am Dienstagvormittag, 15. Dezember, werden ab 9 Uhr die ersten acht Messingplatten, die dem Gedenken von NS-Opfern dienen, in das Pflaster der Engerstraße und der Von-Loe-Straße eingelassen. Der Künstler Gunter Demnig aus Köln wird die Installation persönlich vornehmen. An wen sollen die Gedenksteine erinnern? 35 jüdische Bürger aus dem Gebiet der heutigen Stadt Kempen sind während des Dritten Reiches ermordet worden, darunter zwei Kinder. Im Rahmen der Euthanasie sind aus Kempen mindestens sieben Menschen umgebracht worden, aus St. Hubert mindestens zwei. Drei polnische Zwangsarbeiter wurden gehenkt. Zwei Kempener verloren ihr Leben infolge politischer Verfolgung. 46 Menschen aus Kempen insgesamt, die dem Nazi-Terror anheimfielen. Jüngsten Forschungen zufolge ist sogar mit 50 Opfern zu rechnen. Greifen wir zwei Schicksale heraus. Vor dem Haus Engerstraße 20, damals ein Bauernhof (heute: Kodi), wird ein Stein für den polnischen Kriegsgefangenen Marian Kurzawa verlegt. Er wurde 1941 gehenkt, weil ein deutscher Arbeitskollege ihn geschlechtlicher Beziehungen zu einer Magd bezichtigte, was Kurzawa bis zuletzt abstritt. „Rassenschande" hieß das im Nazi-Jargon. Auf Anordnung des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, sollte die Erhängung Kurzawas unmittelbar vor seiner Arbeitsstätte stattfinden. Als man in Kempen davon hörte, kam es unter der Bevölkerung zu Protesten. Um einen Aufruhr zu vermeiden, wurde der Zwangsarbeiter dann am 21. Juni 1941 im KZ Sachsenhausen hingerichtet. An der Von-Loe-Straße 14 werden vier Steine für die jüdische Familie Mendel installiert. Der Viehhändler Andreas Mendel, seine Frau Paula und ihr Sohn Kurt wurden am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert, in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Teil der Sowjetunion. Kurts jüngere Schwester Liesel hatten die Eltern 1939 mit einem Kindertransport in die vermeintliche Sicherheit der Nieder- lande gebracht. Aber 1940 besetzte die Wehrmacht das neutrale Land. Als das Mädchen dort erfuhr, dass man seine Familie deportiert hatte und sie sich nach ihrem Verbleib erkundigte, wurde sie selbst verhaftet und starb 1942 in Auschwitz. Auch Liesel Mendels Eltern wurden ermordet. Ihr Vater Andreas erkrankte an den Strapazen beim Bau eines KZ und wurde, weil arbeitsunfähig, im Januar 1942 erschossen. Seine Frau Paula starb 1945 im KZ Stutthof am Hungertyphus. Ihr Sohn Kurt war der einzige Kempener Jude, der die Deportation überlebte. Von Dr. Hans Kaiser 

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