Kempen könnte ein Klein-Paris werden, wenn nicht...

Niederrhein im Blick,

Beim Kempener Wirtschaftsdialog: Armin Horst und Udo Schiefner mit Marcus Optendrenk (v.l.)

Kempen. Quo vadis Kempen? Unter  diesem Motto stand der “Kempener Wirtschaftsgipfel”, zu dem der Unternehmerkreis Kempen eingeladen hatte. Und schnell wurde deutlich, dass die Verantwortlichen aus Unternehmen, Verbänden und Vereinen, Kommune, Hochschulen und sonstigen Organisationen recht unterschiedliche Vorstellungen von der Marschrichtung haben, die Kempen in den kommenden Jahren einschlagen muss, um seine Attraktivität zu behalten. Kritik musste vor allem die Stadtverwaltung einstecken. So trug Einzelhändlerin Lena Gerst vor, Kempen könne durchaus „ein Klein-Paris werden“, wenn nicht das Ordnungsamt mit seinen Gebühren alles im Keim ersticke. Ihre Befürchtung: „Die Perle am Niederrhein wird es bald so nicht mehr geben“.
Doch der Reihe nach. Im Podium saßen neben dem UKK-Vorsitzenden Peter Nieskens Bürgermeister Christoph Dellmans, der Präsident der Hochschule-Niederrhein Dr. Thomas Grünewald,  Jürgen Brockmeyer, Sprecher der beiden Kempener Altenheime, die Repräsentantin der Hochschule Fontys-Venlo Janet Antonissen,  Bauunternehmer Matthias Thelen,  Bernd Jenner, CEO von PFEIFFER Chemie-Armaturenbau, sowie die Vorsitzenden von Werbering und Verkehrsverein, Armin Horst und Jürgen Hamelmann.
Unter der gekonnten Moderation von RP-Redakteurin Birgitta Ronge widmete sich die erste Halbzeit des Wirtschaftsdialogs, der im vollbesetzten Konferenzloft stattfand, einer Podiumsdiskussion; in Halbzeit zwei wurde das Publikum eingebunden. Etliche der rund 180 Zuhörer hatten sich Spickzettel mitgebracht, um bloß keine der kritischen Fragen ungestellt zu lassen. Es ging um die Entwicklung die von Gewerbeflächen, kommunale Infrastruktur, Fachkräftemangel, Recruiting, Nachhaltigkeit, Vernetzung, Regionalentwicklung und Bildung.
Werberingvorsitzender Armin Horst kritisierte die Sauberkeit in der Stadt sowie die Probleme der Gastronomie u.a. wegen der großen Taubenplage auf dem Buttermarkt, deren Hinterlassenschaften  schon seit Jahren für Ärger sorgen. Des Weiteren die Parkplatzsituation, insbesondere we- gen der geplanten Bebauung des Volksbank-Parkplatzes, wo Horsts Rechnung ca. 140 Parkplätze in Zukunft für die Kunden wegfallen werden. Nachdem im letzten Jahr die Studie der Hochschule ermittelt habe, dass 40 Prozent der Besucher mit dem Auto in die Stadt kommen, wäre dies „ein weiterer Rückschritt bei dem Versuch Kempen attraktiver für Auswärtige zu gestalten“, monierte Horst.Verkehrsvereinvorsitzender Jürgen Hamelmann ist der Ansicht, dass Kempen an Attraktivität verliert, weil viele Veranstaltungen wie das Radrennen oder der so beliebte Altstadtlauf nicht mehr stattfinden. „Eigentlich müssten die Vereine mehr Freiraum kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen“, so Hamelmann. Kempen sei leider auf dem besten Weg sein schönes Flair zu verlieren: „Die heile Welt ist durch die vielen neuen Kosten und die Auflagen der Verwaltung jetzt schon nicht mehr heil“.Eine Vielzahl weiterer Aspekte wurde beim „Kempener Wirtschaftsgipfel“ kon- trovers diskutiert. Erfreulich, dass der Wunsch nach einer konstruktiven Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt wiederholt - und glaubhaft - vorgetragen wurde. So freute sich NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) über den großen Zuspruch dieser Veranstaltung und stellte die entscheidende Frage, die alle bewegt: „Was ist das Wichtigste, damit es jetzt wieder nach vorne geht?“ Für wichtig hält er in diesem Zusammenhang den Abbau von Bürokratismus und stieß damit auf Zustimmung bei MdB Udo Schiefner (SPD). Der versprach einige der vorgetragenen Wünsche auch mit nach Berlin zu nehmen und riet dazu, gegen den Bürokratismus auch vor der eigenen Haustür vorzugehen. Schiefner wörtlich: „Es braucht Befürworter in der Verwaltung und keine Verweigerer“.Wegen des bevorstehenden Redaktionschlusses muss sich die NiB-Redaktion zunächst auf diesen kurzen Abriss beschränken, wird aber bei den strittigen Themen am Ball bleiben. Will heißen: Fortsetzung folgt.

 

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