Keine Chance für Kegida oder Tögida?

Niederrhein im Blick,

Niederrhein. Noch ist sie nicht Vergangenheit, aber sie flacht deutlich ab, die Pegida-Welle! „In jeder Stadt wird es Menschen geben, die sich von den Parolen der Pegida angesprochen fühlen. Ich bin allerdings überzeugt, dass es sich in Deutschland und insbesondere auch in Kempen nur um eine kleine Minderheit handelt. Die Bevölkerung Kempens hat sich davon überzeugen können, dass das Miteinander von Menschen, die aus der Welt hierher gekommen sind, unsere Stadt nachhaltig bereichert hat", so Kempens Bürgermeister Volker Rübo.
In seinem Statement betont er: „Wir müssen Vorurteilen entgegenwirken mit Information, Argumenten und Aufklärung, die das Denken in Schubladen ins Wanken bringt." Aufklärungsarbeit unterstützen und gegebenenfalls Widerstand leisten gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus will auch das jüngst neu gegründete „Bündnis für gelebte Demokratie im Kreis Viersen". Der Vorsitzende des regionalen Katholikenrates, Altfrid Spinrath, hatte zur Gründungsversammlung aufgerufen, und alle demokratischen Parteien unterstützen das Bündnis.
Historiker Dr. Hans Kaiser aus Kempen konnte und kann sich für Kempen keine Kegida vorstellen. „Kempen ist weltoffen und Fremdem aufgeschlossen, das zeigen schon die Städtepartnerschafen. Zwischen ,alten Kempenern´ und Bürgern mit Migrationshintergrund herrscht ein gutes Einvernehmen. Hier ist man politisch nicht frustriert und mischt im Gegenteil konstruktiv in der Kommunalpolitik mit, was etliche Bürgerinitiativen zeigen.
Ähnlich verhält es sich mit Tönisvorst, in dem eine Tögida nicht zu befürchten war und ist. Wir müssen uns keine Sorgen machen." Die Fakten: Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen betont: „Es gibt 29.079 Tönisvorster. Hierbei wird nicht nach Nationalität unterschieden. Es sind alles Tönisvorster." Näheres wurde von Seiten der Stadt nicht preisgegeben.
Kempen hat derzeit knapp 35.000 Einwohner, rund 32.900 Deutsche. Davon sind ca. 17.800 römisch-katholisch, knapp 7.500 evangelisch und genau 9428 Menschen „ohne Angaben". Letzteres bedeutet: „Muslime, aus der Kirche Ausgetretene und alle Religionen, die nicht steuerrechtlich erfasst sind", so Manfred Joosten vom Einwohnermelde- amt Kempen. Der Islam macht also nur einen geringen Prozentsatz aus.
Pfarrer Ludwig Kamm aus Tönisvorst hat alleine deshalb schon keinerlei Verständnis für Pegida. Er sagt: „Gerade in Sachsen gibt es so gut wie keine Muslime und auch keine Christen, warum also diese Demos? Die Aktionen, insbesondere in Dresden, kann ich nicht nachvollziehen."
Auch Pfarrer i.R. Wolfgang Acht aus Kempen hat für Pegida kein Verständnis. Er sagt: „Die Bewegung spricht von einer Islamisierung des Abendlandes ohne zu definieren, was darunter zu verstehen ist. Sie suggeriert Gefährdung, lässt aber offen, was eigentlich gefährdet ist." Auch für ihn gibt es dagegen nur das Allheilmittel der Information und des Austausches untereinander. "Es bedarf großer Toleranzbereitschaft, keine Demos, sondern Gespräche, Besuche, Infos und Offenheit".
Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch von der evangelischen Kirchengemeinde in Tönisvorst betont: „Wir dürfen uns nicht von radikalen Fanatisten den islamischen, jüdischen oder christlichen Glauben erklären lassen. Wir müssen als Kirche entschieden dagegen antreten, wenn Glaubensinhalte der Religionen missbraucht werden, um andere Machtinteressen durchzusetzen. Insofern bin ich sehr glücklich darüber, auch die vielen Gegendemonstrationen zu sehen und um wieviel größer die Zahl der Menschen ist, die Pegida offensichtlich ablehnen." 

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