„homeless” - am Anfang stand ein Karton

Niederrhein im Blick,

Kempen. Genau dort, wo die bunten Kartonbehausungen für „homeless" zusammengebastelt wurden, ziehen jetzt die Menschen ein, die ihr Zuhause verlassen mussten. In der Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert, die die Stadt Kempen zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen wird (auf Seite 8), haben im letzten Schuljahr 12 Schüler, alle im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, die Exponate zur Ausstellung „homeless" erarbeitet, die ab dem 17. August im Foyer des Rathauses zu sehen ist. Betreut wurden die Schüler von ihrer Lehrerin Anke Brückner-Froh und dem Kempener Künstler Jürgen Hemkemeyer, der schon mehrere Kunstprojekte mit den Lernbehinderten gemacht hat. Zu sehen sind - bis zum 28. August - Skulpturen aus Pappkartons, normale Umzugskartons, aus denen die Schüler im Laufe des letzten Schuljahres jeweils eine "Wohnskulptur", einen individuellen "Ort-an-dem-ich-bin" gestalteten. Im Unterricht war über das Schicksal der "homeless people" in den USA gesprochen worden, die dort in U-Bahnschächten ihr Dasein fristen. Und auch die Schüler waren zu Beginn des Projekts "Homeless - wohnungslos". Jeder von ihnen bekam vom Künstler jeweils einen großen Karton in die Hand gedrückt, den sie im Laufe des Projekts zu einer individuellen "Behausung", Standort, Thron oder einem ähnlichen bewohnbaren aber skulpturalen Gebilde gestalten sollten. Als Material für die Gestaltung dienten Pappe, Styropur, Stoffe, Farben, aber auch gekaufte Accessoires. Der Karton konnte aber auch zum persönlichen Museum oder einer Kultstätte umgebaut, erweitert, geschmückt und designed werden. Am Ende des Projekts war auf jeden Fall vom eigentlichen Karton wenig, von der Persönlichkeit der Erbauer um so mehr zu sehen. Lehrerin Anke Brückner-Froh: "Es war eine freudige Arbeit und unsere Schüler freuen sich darauf, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu zeigen". Was anschließend mit den teils sehr intensiv farbigen Behausungen passieren soll, steht noch nicht fest. Die Johannes-Hubertus-Schule wurde als Standort aufgegeben, die Schüler besuchen nun die Förderschule in Willich und auch das Lehrerkollegium musste Abschied nehmen: zwei Lehrerinnen gehen mit nach Willich, Anke Brückner-Froh tritt eine neue Stelle an der Kempener Gesamtschule an. Die künstlerische Arbeit soll aber weitergehen: Jürgen Hemkemeyer will seine nächsten Projekte mit der Willicher Schule realisieren. 

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