Helfer gesucht: Kempen sammelt Kippen

Niederrhein im Blick,

Auch in Kempen liegen überall Kippen herum, wie auf diesem nur 50 cm langen Abschnitt des Bürgersteigs am Klosterhof zu sehen ist.

Niederrhein. Beim Spaziergang oder beim Einkaufen in der Stadt sind sie überall zu sehen: Zigarettenkippen auf dem Boden. Deutschlandweit werden täglich über 200 Millionen Zigaretten geraucht, die allermeisten davon - nämlich 80 Prozent - landen anschließend irgendwo auf dem Boden. Laut US-Studien werden jährlich 4,5 Billionen Zigarettenkippen weggeworfen. Und summieren sich damit zur Umweltbelastung Nr. 1.
In Kempen will eine Gruppe Aktiver dagegen vorgehen. Zigarettenfilter bestehen aus dem Kunststoff ,Celluloseacetat', und je nach äußeren Bedingungen dauert es bis zu 15 Jahre, bis sie sich zersetzen. Aus einem Stummel können im Schnitt zwei bis sechs Milligramm Nikotin in Böden und Gewässer gespült werden. Neben Nikotin sind in den Zigarettenstummeln Arsen, Kupfer, Blei und noch hunderte anderer schädlicher Stoffe enthalten. Mit ihren vielfältigen Toxinen kann eine einzige Kippe 40 bis 60 Liter reines, sauberes Grundwasser verunreinigen.
Nahezu an jedem Ort der Welt kann man Zigarettenstummel vorfinden. Sogar im Magen-Darm-Trakt von Walen, Vögeln, Meeresschildkröten, Fischen und Landsäugetieren wurde Kippen endtdeckt. Was tun gegen diese immense ökologische Belastung? Es gibt verschiedene Ideen. Zum Beispiel die Einführung eines Pfandsystems, für das sich zum Beispiel die Bürgerinitiative „Die Aufheber" stark macht. Ähnlich wie beim Dosenpfand soll beim Verkauf von Zigaretten ein Pfand in Höhe von ca 4 Euro erhoben werden, das dann zurückgezahlt wird, wenn die Kippen zurückgebracht werden. Praktisch soll das mit Hilfe eines kleinen Taschenaschenbechers klappen, der beim Kauf der Zigarettenschachtel mitausgegeben wird. Andere plädieren für strengere Strafen. Denn wer eine Kippe wegschnipst, begeht eine Ordnungswidrigkei, die mit einem Bußgeld belegt werden kann. Wie hoch das Bußgeld ist, bleibt den Kommunen überlassen.
In der Stadt Köln beispielsweise gilt seit dem 1. September ein neuer Bußgeldkatalog. Wer dort seine Zigarette einfach auf den Boden wirft, muss jetzt deutlich mehr bezahlen: statt wie bisher 35 sind nun 50 Euro für Kippen, die auf "asphaltierten Flächen" weggeworfen werden, fällig. Noch teurer wird es, wenn die Zigarette in Landschaftsschutzgebieten, auf Spielplätzen, in Grünanlagen oder Kanaleinläufen weggeworfen wird. Denn dann sind 150 Euro fällig. In Düsseldorf ist dieselbe Tat vergleichsweise "günstig": hier stehen nur 10 Euro an.
Viele Raucher wünschen sich mehr öffentliche Aschenbecher in den Straßen - vor allem solche, die auch dann gefahrlos zu benutzen sind, wenn sich in den Abfalleimern der Müll türmt. Bevor die Kippe Fastfoodkartons und sonstigen Müll entzündet, treten Raucher ihre Zigarette dann doch lieber auf dem Boden aus - zum Nachteil der Umwelt.
Aus der Stadt Wien kommt ein Beispiel, das auch bei uns Schule machen könnte. Die dortigen „Mistkübel" sind mit Asche-Rohren versehen, die nach oben hin nur eine kleine Öffnung hat, wodurch die vielleicht noch glimmende Kippe von selbst erlischt. Bei allem technischen Fortschritt bleibt doch eines entscheidend: Die aktive Mitarbeit der Raucher. Das, so meinen die Kempener Aktiven, ist nur durch Bewusstmachung des Problems zu erreichen.
Um sichtbar zu machen, wie viele Kippen in Kempen herumliegen - mit den geschilderten Gefahren für die Umwelt, ruft der AZ Medienverlag am Mittwoch, 18. September, zum kollektiven Kippensammeln auf. Wer mithelfen möchte, sollte um 11 Uhr auf dem Burgparkplatz eintreffen.
Unter der Leitung von Verlagschef Adrian Zirwes werden die Helfer mit Müllsäcken und Handschuhen ausgestattet. Unterstützt wird die Aktion von der Kempener Geschäftswelt: „Die küche" sponsort die Müllgreiferzangen. Das „Falko" spendiert allen Helfern ein Freigetränk, die Metzgerei von „Michael Fander" eine Erbsensuppe und „Markus Hardt" vom Obstgut für jeden Helfer einen Sack Äpfel. 

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