Das Haar der Maria und die Marienwallfahrt in Kempen

Niederrhein im Blick,

Kempen. Um „Das Haar der Maria" und das Thema Marienwallfahrt in Kempen im späten Mittelalter geht es bei einer Ausstellung des Städtischen Kramer-Museums, die am Sonntag, 26. April, um 11 Uhr im Kulturforum Franziskanerkloster eröffnet wird. Diese Ausstellung ist der Kempener Beitrag zum Themenschwerpunkt „Himmelwärts – Religiöses Zusammenleben am Niederrhein", initiiert vom Museumsnetzwerk „Kulturraum Niederrhein."
„Himmelwärts" blicken derzeit 50 Museen und Kultureinrichtungen des Museumsnetzwerkes im Rahmen ihrer dritten gemeinsamen Ausstellungsreihe, bei der Glaube und Religion an Rhein und Maas im Mittelpunkt stehen. Die Annahme, der Niederrhein mit all seinen Kirchen, Klöstern und Wallfahrtsorten sei urkatholisch, ist falsch. Wie der Blick zurück zeigt, leben die Menschen im Land zwischen den Strömen seit dem 16. Jahrhundert ein multireligiöses und gleichsam multikulturelles Miteinander, weist der Kulturraum Niederrhein nach. Ein „cuius regio, eius religio", wonach der Landesherr den Landeskindern das Bekenntnis vorgab, setzte sich hier vor Ort nie so durch wie in den meisten deutschen Territorien.
„Katholiken, Protestanten, freikirchliche Gemeinschaften, jüdische Gemeinden, Muslime – das Land an Rhein und Maas ist ein Schmelztiegel der Religionen", schreibt der Kulturraum. Dies habe den Niederrhein geprägt und ihn in Bewegung gehalten. Mindestens seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts galt Kempen als Wallfahrtsort. „ ... bei der Ausstellung der Reliquien vor dem Volke (reichten) ein Tag und ein Kaplan für die Darreichung nicht aus ...", schreibt der Stadtchronist Johannes Wilmius rückblickend über das Jahr 1473.
Bei den Menschen, die so zahlreich kamen, handelte es sich nicht nur um die ca. 4.200 Einwohner des wohlhabenden Städtchens Kempen, sondern es kamen Pilger von nah und fern, um vor dem Gnadenbild der Gottesmutter Maria Heilung von körperlichen oder seelischen Leiden zu erbitten. Dieses Gnadenbild, eine sitzende Maria mit dem Jesuskind, befindet sich bis heute in der Pfarrkirche St. Mariä Geburt. 1473 war ein Glücksjahr für die Kempener Pfarre. Der Abt des Klosters Werden überließ ihr ein Marienhaar aus ihrem Reliquienschatz. Mit der dazugehörigen Echtheitsurkunde und neuen Ablassbriefen zog Kempen zahlreiche Wallfahrer an.
Das kam vor allem der Kirche zugute, die ihr Gotteshaus im Jahre 1482 vollendete und mit zahlreichen Altären und Kunstwerken ausstatten konnte. Dieser glückselige Zustand hielt einige Jahrzehnte an. Dann schlug die Reformation ein neues Kapitel in der Stadtchronik auf. Für Kempen begann eine unruhige Zeit. Am Ende war von dem einst blühen-
den Wallfahrtsort nicht mehr viel übrig.

Info: Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Donnerstag 11 bis 18 Uhr
Erwachsene 2 Euro, Schüler/ Studenten 1 Euro, Gruppen ab 10 Pers. 1 Euro je Person
geöffnet bis 30. Oktober

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