Mit dem milden Wetter kommen die Kröten

Niederrhein im Blick,

Hinweisschilder mit der Abbildung einer Kröte machen überall auf besondere Gefahrensituationen aufmerksam, zum Schutz der Tiere.

Niederrhein. Der Frühling naht und damit auch die Krötenwanderung! Voraussetzung ist mildes und zugleich regnerisches Wetter. Klaus Ingenhag vom Naturschutzbund, Ortsgruppe Tönisvorst, ist seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Krötenwanderung im Einsatz und weiß: „Kröten sind wechselwarme Tiere. Steigt die nächtliche Temperatur auf zehn bis zwölf Grad, kann es zu einer regelrechten Krötenschwemme kommen. Um sich vor Fressfeinden, zum Beispiel Rabenvögeln und Igeln, zu schützen, bewegen sich die Tiere nur abends und nachts. Leider werden Hinweisschilder und Straßensperrungen bezüglich der Krötenwanderung oft nicht beachtet. Dies bedeutet eine große Gefahr, wenn nicht sogar den sicheren Tod für die wandernden Amphibien."
Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt Tönisvorst, informiert: „Am Stockweg besteht ein Amphibienschutzzaun mit Eimerfangzaun. Dieser wird seit 2006 durch engagierte Anlieger der Laschenhütte aufgebaut und betreut. Die Ortsgruppe des Nabus sowie die Stadtverwaltung und die zuständige Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen unterstützen das Projekt.
Bis 2017 wurden mit dieser Schutzmaßnahme insgesamt rund 4.600 Amphibien erfasst und umgesetzt. Letztes Jahr wurden 279 Kröten erfasst, die sicher ihren Weg der Laichwanderung fortführen konnten. Im Bereich der Viersener Straße wird für die Dauer der Amphibienwanderung eine Straßensperrung durchgeführt. Auch dort sind Amphibienvorkommen bekannt."
Am Stockweg wird schon seit längerer Zeit ein sicherer Krötentunnel gewünscht, ist aber bisher noch Zukunftsmusik. Die Stadt Tönisvorst dazu: „Feste Schutzanlagen zum Amphibienschutz bestehen derzeit im Stadtgebiet Tönisvorst nicht. Da es sich um kostenaufwändige Maßnahmen handelt, sind sie sorgfältig zu prüfen und zu planen. Für den Stockweg haben Anlieger und die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland vorgeschlagen, eine feste Schutzanlage zu errichten. Die Verwaltung prüft, ob diese Artenschutzmaßnahme im Rahmen einer allgemeinen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme durchgeführt und finanziert werden kann." Klaus Ingenhag schätzt die Kosten für diesen Krötentunnel im fünfstelligen Bereich ein.
In Oedt gibt es bereits einen Krötentunnel. Rolf Brandt vom Nabu Grefrath erzählt: „Er entstand 2017 im Rahmen einer Straßensanierung, die Kröten haben jetzt, also in 2018, Premiere. Der Tunnel untergräbt die Mühlengasse, nahe der Burg Uda und der Niersaue, einem stehenden Gewässer. Bisher gab es dort nur einen rund 150 Meter langen Krötenzaun mit Auffangeimern."
In Vinkrath wandern die Kröten nahe des Campingplatzes, dort fließt das Flüsschen Nette. Hierzu gibt die Gemeinde Grefrath bekannt, dass ein Teilbereich der Straße An der Paas vom Stenderweg bis Im Ketel vom 1. März bis Ende April, je nach Witterung, gesperrt und Umleitungen ausgewiesen werden können. Rückfragen bei der Gemeinde Grefrath unter Telefon 02158- 4080-609.
Im Kempener Stadtgebiet sind die Schwerpunkte der Amphibienwanderung in Tönisberg die Straßen Achterberg und Schaephuysener Straße, in St. Hubert die Stendener Straße und der Schadbruch, in Voesch der Sandweg und in Klixdorf die Mülhauser Straße, Butzenstraße und Morschesweg. Spezielle Tunnel, wie unter der B509 bei der Butzenstraße, sind die Ausnahme. In Tönisberg an der Schaephuysener Straße in Höhe des Regenrückhaltebeckens werden am Straßenrand beidseitig Amphibienzäune aufgestellt, ebenso in Kürze am Achterberg in Höhe der Teichanlage. In den hinter den Zäunen eingegrabenen Eimern sammeln sich die Kröten, Molche und Frösche und werden von Ehrenamtlichen sicher auf die andere Straßenseite getragen.
An folgenden Stellen kommt es zwischen 20 Uhr und und 8 Uhr morgens zu Verkehrsbeschränkungen durch Sperrungen mit Pfosten oder Schranken. Die Stendener Straße wird an der Stadtgrenze zu Stenden durch Schranken zur Sackgasse ebenso die Verbindungsstraße im Naturschutzgebiet Schadbruch in Höhe der Waldschenke. Mit Schranken wird der Sandweg in Höhe des Springbaches für den Durchgangsverkehr gesperrt. Auch der Morschesweg (hinter Abzweig Mülhauser Straße) ist nachts gesperrt. (Umleitung über den Schmabersweg)
Des Weiteren muss im Stadtgebiet Kempen z.B. an der Straße Siebenhäusser mit Amphibien gerechnet werden. Um besondere Vorsicht werden Autofahrer in den Bereichen Achterberg und Schaephuysener Straße (Landstraße 478) gebeten. Rückfragen nimmt der Umweltreferent der Stadt Kempen, Heinz Puster, entgegen unter Tel. 02152-917-316.

21 Arten unter Schutz

Insgesamt leben in Deutschland 21 Amphibienarten. Am häufigsten kommen die Erdkröten vor. Sie überwintern in Verstecken und leben grundsätzlich an Land. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Würmern, Schnecken und Insekten. Nur im Frühjahr zieht es die Kröten ans Wasser, um für Nachwuchs zu sorgen. Die Erdkrötenweibchen werden im Alter von drei bis fünf Jahren geschlechtsreif, erreichen ein hohes Lebensalter und produzieren viele Nachkommen. Trotzdem sind deren Bestände stark zurückgegangen. Seit 1980 sind alle Amphibienarten in der Bundesartenschutzverordnung enthalten und stehen unter besonderem Schutz. 

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